Schmerzen im Bereich des „Kreuzes“ haben ihre Ursachen meist nicht in Bandscheibenschäden, Wurzelkompressionssyndrom oder Wurzelreizsyndromen, sondern sind viel häufiger Folge eines muskulären und ligamentären (=Bänder-) Reizzustandes.
Die Wirbelsäule ist mit ihrem untersten Abschnitt, dem Kreuzbein, fest im angrenzenden Becken verankert. Die angrenzenden Abschnitte werden Darmbein (os ilium) genannt. Sie stehen mit einem wenig beweglichen Gelenk miteinander in Verbindung, das daher auch als Kreuz-Darmbeingelenk oder auch Iliosacralgelenk (ISG) bezeichnet wird. Dieses Gelenk ist nur in geringem Ausmaß beweglich, kann sich aber häufig „verhaken“ oder „blockieren“. Diese Blockierungen können und sollten chirotherapeutisch gelöst werden, da eine lang andauernde Fehlstellung weiterreichende Folgen im Sinne einer muskulären Fehlbelastung und daraus folgenden weiteren Schmerzen haben kann.
Über dieses Gelenk spannen sich Bänder, die Ligamenta iliosacralia. Vergleichbare Bänder gibt es auch zwischen den Querfortsätzen (Ligamenta iliolumbalia) und über und zwischen den Dornfortsätzen der Wirbelkörper (Lig. Inter- et supraspinalia). Eine entsprechende grafische anatomische Darstellung findet sich bei Wikipedia.
Diese Bänder können dauerhaft gereizt und somit schmerzhaft sein. In diesen Fällen ist es sinnvoll, sie therapeutisch zu infiltrieren, das heißt mit einem örtlichen Betäubungsmittel und/oder einer kleinen Menge an Kortison anzuspritzen, um auch lang anhaltende Schmerzfreiheit zu erzielen. Die somit gewonnen Zeit sollte genutzt werden, um die häufig zugrunde liegende Fehlstatik physiotherapeutisch und physikalisch zu therapieren.
Die vom ISG und seinen Bändern ausgehenden Schmerzen unterscheiden sich häufig von Wurzelreiz– und –kompressionssyndromen. Diese Schmerzen strahlen nicht in das Bein entsprechend dem Versorgungsareal eines Nerven oder einer Nervenwurzel aus, sondern äußern sich in eher flächigen Schmerzen an der Hinterseite der Beine und in den Leisten. Der Schmerzcharakter wird meist auch nicht so hell und scharf abgrenzbar wie bei Wurzelreizung beschrieben, sondern eher brennend oder dumpf.